K.u.k. Festungstelegraphenabteilung in Przemysl.
Op. Nr. 121

Berichte über stattgefundene Kämpfe betreffend.

 

An
das k.u.k. Festungskommando
in
Przemysl, am 30. Oktober 1914 Przemysl.
Auf Res. Nr. 2838 v. 29. Oktober 1914

 
 
Auf Grund der gemachten Erfahrungen ist bei Neuanlage eines Telephonnetzes für befestigte Stellungen zu berücksichtigen:
Vor allem sind hochgeführte u. gespannte Drahtleitungen zu vermeiden, da dieselben auch schon durch den Luftdruck vorüberfliegender Art. Geschoße zerstört werden. Steht Bettungskabel zur Verfügung, so ist dasselbe so tief als möglich zu verlegen unbedingt durch eine Bodendecke zu schützen, letztere darf aber mit dem Kabel nicht in direkte Berührung kommen. In der Festung hat sich herausgestellt, daß das Panzerkabel, welches
1 1/2 m tief verlegt ist u. mit Steinen und Betonbruchstücken eingedeckt war an vielen Stellen zerrissen wurde u. zwar durch direkte Treffer (Geschoßtrichter) und durch Quetschungen der zur Eindeckung benützten Steine.
     Steht kein Bettungskabel zur Verfügung, so wäre nur Feldkabel, im Notfalle Telephonkabel zu verwenden, dieses wäre frei auf den Boden zu legen nur bei Passagen mit Brettern einzudecken. Ein Eingraben dieser letztgenannten beiden Kabel hätte nicht viel Zweck, da eine geringe Bettungstiefe nicht viel nützt u. nur das Fehlersucher erschwert. Sehr von Vorteil ist es, für ein und dieselbe Verbindung mehrere Trassen zu führen, damit bei einem Versagen der einen, die anderen in Anwendung kommen können.
     Das Art. Telf. Netz von dem anderen zu separieren, da müssen Vorrichtungen vorgesehen werden, welche das Umschalten des einen auf das andere Netz ermöglichen.
     In den einzelnen Abschnitten sind Retablierungspatrouillen, deren Stärke möglichst gering gehalten werden muss, aufzustellen, welche die sofortige Ausbesserung an Beschädigungen vornehmen.
     Als Stationsmaterial wären am zweckmäßigsten Induktorapparate zu verwenden. Die Verwendung von Mikrophonkasetten ist deshalb weniger zweckmäßig, da im Festungskriege meistens Offiziere miteinander verkehren, ein Manipulationsdienst nach Art der Feldtelegr. Formationen oft nicht möglich ist und für die Korrespondenz das ausgebildete Personal fehlt. Außerdem macht sich eine gewisse Scheu unter den Offizieren u. Mannschaft vor diesen Apparaturen bemerkbar.
      Durch installieren von Zentralen, die nach taktischen Abschnitten verlegt sind, muß ein Verkehr zwischen Stellen eines Abschnittes untereinander u. mit Stellen anderer Abschnitte gewährleistet werden. Diese Zentralen sind aber soweit zurückzuziehen, daß sie durch das feindl. Feuer unter keinen Umständen erreicht werden können.
     Unerläßlich ist es aber, sich für Unternehmungen aller Art eine mobile Materialreserve zu bilden, welche nach den taktischen Verhältnissen gegliedert, unantastbar nur zur Disposition des Höchstkommandierenden steht.

 

 

 
 

 

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