Der Fall von Przemysl.

Von Kameraden Dr. Ing. Ministerialrat Julius Smolik.
Auszug aus "In Feindeshand"
 
Es war um Mitternacht. Feierliche Stille lag rings um unseren Standort Velki Kruhel; nur ein schattenhaftes Huschen da und dort, dann Grabesstille. Plötzlich erdröhnt ein furchtbares Getöse. Tiefschwarz ist noch die Nacht. Alle Geschosse bis auf zehn Stück für jedes Geschütz werden verschossen. Allmählich graut der Morgen. Oben in den Lüften hört man ein Surren. Ein Aeroplan verläßt die Festung. Es wird immer heller.
Da, siehe! Dort am Horizont schießt eine mächtige, schwarzbraune Wolke hervor. Da wieder eine und schon erdröhnt ein Krach nach dem anderen. Vulkane scheinen ringsum aus dem Boden zu speien. Wie riesige Pilze bleibt der Pulverrauch in der Luft stehen, bis er sich langsam verflüchtigt.
 
Golden steht die Sonne auf. Ein Albatros schwebt im Morgenglanz erhaben über der - gewesenen Festung. Schrecklich traurig, unvergeßlich ist der Untergang von Przemysl. Die Pulvermagazine zerprasseln eines nach de andern. Die Brücken senken sich zerrissen in den San. Ab der schaurig schönste, tränenerzwingende Augenblick ist der, als der Tartarenhügel in die Luft fliegt. Die Erde erzittert unter den Füßen. Der Kampf ist zu Ende.
In Scharen ziehen sie, die waffenlosen Helden, vom Kampfplatz in die Kriegsgefangenschaft, ins Ungewisse! Rechtlos sind sie, sklavengleich geworden.
Tausende siechen und sterben in der Fremde dahi die übrigen leiden an Heimweh. Wochen und Monde ziehen dahin, Jahre vergehen .... Kriegsgefangen.
 
 

 

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